Der große Eklat wirft seine Schatten voraus und zeichnet sich ab, er fühlt sich hin- und hergeworfen zwischen seinem tiefen Vertrauen in Gegenwart und Wirken Gottes einerseits und den sich immer stärke abzeichnenden Hasstiraden derer, die sein Sprechen und Handeln in der Vollmacht der Liebe Gottes nicht mehr aushalten. In diese Spannweite hineingestellt begibt sich Jesus nach Jerusalem, um mit den Seinen das Pessach, das alte Mahl der von Gott geschenkten Freiheit zu feiern.
Und als er dann Brot nahm, das große Lob- und Dankgebet sprach, es brach und den Seinen gab (und Ähnliches dann auch mit dem Wein vollzogen war), gibt er diesen einfachen Zeichen eine neue Bedeutung: „Das ist mein Leib!“, vielleicht etwas stimmiger übersetzt: „Das bin ich für euch!“ Dann folgt „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Das hebräische Wort für „Gedächtnis“ meint kein sentimentales Zurückdenken an längst Vergangenes, sondern ein gegenwärtig Machen; sinngemäß wäre die Übersetzung deutlicher mit „Tut dies, dann bin ich mitten unter euch!“
Ohne, dass die Seinen die Tragweite dessen verstanden, was er da mit dem Brot tat, erlebte er am folgenden Tag dessen Schicksal selbst: Er wurde zerbrochen am Holz des Kreuzes – Gott scheint in der Welt gestorben. Als aber nach unendlichen Stunden der Todeserfahrung die Frauen am 3. Tag zum Grab kamen, war es leer. Immer stärker begann die Erfahrung zu wachsen, dass er lebt, dass er aufstanden ist, dass er in ihrer Mitte vollendet bleibt und Auferstehung bewirkt. Und dass genau dies in dem von ihm eingesetzten Feiern am Tiefsten spürbar wird.
So haben es die Apostel verstanden, so haben es die Jünger erlebt und die Jesus-Treuen zu feiern begonnen: Am ersten Tag der Woche, dem Sonntag, dem Auferstehungstag Jesu, als von ihm gerufene Gemeinschaft (Kirche) zusammenzukommen:
1) in den alten Schriften (Bibel) zu lesen und damit zu erfahren: Er selbst spricht zu uns.
2) seinem Auftrag gemäß Brot (& Wein) zu nehmen, Lob- & Dankgebete zu sprechen, das Brot zu brechen und zu essen (& den Wein zu trinken).
Genau dies bildet die Struktur der Hl. Messe bis heute.
Vor allem aber können darin Menschen bis heute erleben, dass dies nicht ein sentimentales Zurückerinnern an große Zeiten der Vergangenheit ist, sondern Jesus, der Auferstandene selbst hier unter uns ist, er selbst hier wirkt, sein damaliges Leben, Sterben und Auferstehen neu Gegenwart mitten in unserem Leben wird.
Daher ist das Feiern von Messe das Zentrum der Kirche, ja durch die Eucharistie entsteht Kirche erst in ihrem Vollsinn. Wir feiern tiefste Einheit mit dem auferstandenen Herrn, der uns zu dieser Feier selbst einlädt. Daher ist es auch ein besonderes Sakrament der Einheit – Einheit mit ihm wie auch untereinander. Wir kommunizieren untereinander, weil zuerst Gott uns zur Kommuni(kati)on mit ihm einlädt. Wir dürfen feiern: Er ist und bleibt unter uns gegenwärtig, verwandelt uns heute neu und schenkt sich uns selbst – heute, hier und jetzt. Er tut dies zugleich aber auch verbunden mit allen Menschen, die sich um Jesus versammeln – über Zeiten und Orte hinweg, hinüberreichend in das ewige Fest des Lebens in der ewigen Vollendung bei Gott.
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